Neuer Trainer und Kantersieg: Freyung zerlegt Grafenau und holt Sepp Gsödl als Coach

Freyung gegen Grafenau 5:0 – einmal mehr haben die "Derby-Spezialisten" zugeschlagen. Der Sieg der Kreisstädter ist hochverdient, wenngleich die Gäste bei allen Gegentoren Pate standen. Umgekehrt vergab der TSV mindestens drei, vier hochkarätige Chancen, die in der Endabrechnung ein sehr viel besseres Ergebnis hätten ergeben können. Der Landkreisderby verlief vor 170 Zuschauern im übrigen ausgesprochen fair; SR Christoph Wiesnet (Wörth) kam mit zwei gelben Karten aus. Tore: 1:0 Patrick Blöchl (15.), 2:0 Klaus Huber (50.), 3:0 Korbinian Tolksdorf unter Mithilfe von Johannes Weiß (55.), 4:0 Weiß (59./ET), 5:0 Daniel König (62.).

Gelungener TV-Auftritt – und der neue Coach schaut zu

Abwehrschwache Grafenauer begünstigen den 5:0-Derbysieg der Kreisstädter in einer fair geführten Partie – Sepp Gsödl unter den 170 Zuschauer

So viel Grund zur Freude hatten die Bezirksligakicker des TV Freyung schon lange nicht. Erst bezwangen sie im Landkreisderby den TSV Grafenau – dem Chancenverhältnis nach zu hoch – mit 5:0 und dann wurde ihnen mit Sepp Gsödl auch noch der neue Trainer präsentiert, der sich als einer von 170 Zuschauern gleich von der Qualität seiner neuen Truppe überzeugen konnte.

Ganz nebenbei konnten die Kreisstädter, die sich längst einen Ruf als "Derby-Spezialisten" erworben haben, ein kleines, durchaus bemerkenswertes Jubiläum feiern: den zehnten Sieg in Folge in einem Bezirksliga-Landkreisderby. Tatsächlich gab es zuletzt zehn Siege in Serie mit einem Torverhältnis von 31:6. Die letzte Derby-Pleite gab es am 22. September 2012, also vor fast genau zwei Jahren mit dem 2:4 in – Grafenau!

Zehnter TV-Sieg in Folge in einem LandkreisderbyDiesmal deutete von Anfang an nichts darauf hin, als könnten oder wollten die Grafenauer das Freyunger Derby-Jubiläum verhindern. Zum gesperrten Hagl gesellten sich als Ausfälle Lentner und der ebenfalls angeschlagene Routinier Molleker und noch am Samstagmorgen mussten Stöckl und Gaisbauer und zu allem Unglück auch noch Stamm-TM Schmierl absagen.

Dennoch hätte man von der jungen TSV-Elf mehr erwarten können, als sie an diesem Tag am Oberfeld den 170 Zuschauern zeigte. Vor allem in der ersten halben Stunde war sie überhaupt nicht präsent. Der TV konnte schalten und walten wie er wollte, machte aber zuwenig aus seiner Überlegenheit. Der Grafenauer Pleiten-Pech-und Pannen-Tag begann nach einer Viertelstunde: Johannes Weiß verlor das Leder an Florian Blumauer, nach dessen weitem Pass verschätzte sich Daniel Reitberger, so das Patrick Blöchl allein auf TM Weiß zusteuern und vollstrecken konnte. Elfmeter-Alarm gab es in Minute 28, als Reitberger bei Korbinian Tolksdorf einhakte. Unabhängig davon, dass der gute SR Wiesnet nicht pfiff, wurde Reitberger doch "bestraft", weil er sich nämlich bei dieser Aktion selbst verletzte und minutenlang behandelt werden musste.

Mehr kam von den Hausherren auch nicht. Angesichts der Grafenauer Harmlosigkeit schienen sie sich in Sicherheit zu wiegen. Genau das aber hätte ins Auge gehen können, ja müssen. Nach einer Flanke kam Spielertrainer Alex Adam völlig frei zentral zum Kopfball, scheiterte aber an TM Martin Knödlseder, den er auch im zweiten Versuch nicht überwinden konnte. Ihre Chance erhielten in der Situation auch noch Alex Brunnhölzl und Michael Kern, aber auch sie brachten die Kugel nicht im Kasten unter (35.). "Kollektives Offensivversagen" sah Gäste-Sportleiter Franz Seitz in dieser Situation. Fabian Ranzinger per Kopfball und Daniel Reitberger mit seinem Schuss aus dem Hinterhalt hatten ebenfalls kein Glück. Sekunden vor der Pause war auf der Gegenseite Torschütze Blöchl auf und davon, doch seine Hereingabe war zu unpräzise.

Nach Seitenwechsel wollten die Kreisstädter das zweite Tor und sie legten auch los wie die Feuerwehr. Die Gäste sahen sich nun immer wieder guten TV-Angriffen ausgesetzt. Erste Chancen durch Daniel König und Klaus Huber blieben aber noch ungenutzt. Dann aber kam es knüppeldick für die Grafenauer, die dazu freilich auch selbst nach Kräften beitrugen. Mit vier Toren binnen zwölf Minuten machten die Kreisstädter alles klar, doch keiner dieser Treffer ging allein auf das Konto der Hausherren. In der 50. Minute brachten die TSVler das Leder nicht weg, Klaus Huber zog ab und abgefälscht von einem Grafenauer Abwehrbein fand die Kugel den Weg zum 2:0 ins Tor.

Noch krasser die Mithilfe beim 3:0: Korbinian Tolksdorf war allein vor TM Maximilian Weiß aufgetaucht, der rettete zwar glänzend, doch von Johannes Weiß, der ihm zu Hilfe kommen wollte, prallte das Leder dann ins Tor (55.). Bis dahin waren alles "halbe" Eigentore, doch endgültig zum Pechvogel des Spiels wurde Johannes Weiß, als er den Ball nach flacher Hereingabe von Blöchl eher unbedrängt zum 4:0 ins eigene Tor lenkte (59.). Und nur drei Minuten später eine fast identische Szene: Diesmal traf Weiß zwar nicht ins Tor, doch bei seiner verunglückten Abwehraktion servierte er den Ball maßgerecht für Daniel König, der mühelos zum 5:0 vollstrecken konnte. Gäste-Sportleiter Franz Seitz kommentierte das Abwehrverhalten seiner Leute so: "Wir haben bei allen Gegentoren naiv agiert und jegliche Ordnung im Defensivverbund verloren", wobei er in diese – durchaus noch verhaltene – Kritik auch das Mittelfeld einschloss.

Unmittelbar vor dem 5:0 hatte Michael Kern das 4:1 auf dem Fuß, aber als er schon an TM Knödlseder vorbei war, rettete Stefan Fürst auf der Linie. Auch in der Folge standen die Grafenauer mehrmals dicht vor dem Ehrentor, so als Johannes Vogel völlig freistehend neben den Kasten köpfte. Und als Knödlseder nach einer Ecke den Ball unterläuft, da behindern sich drei Grafenauer selbst beim Kopfballversuch. Dann war Sebastian Krauss durch, aber Freyungs Keeper lenkte den Ball mit einer Glanzparade über die Latte und verhinderte so den Ehrentreffer, der für die Gäste mehr als verdient gewesen wäre. Ebenfalls Krauss vergab per Kopfball die letzte Riesenchance und auch er erhörte damit nicht die Kreisstädter, die das Ergebnis längst nur noch verwalteten und geradezu flehentlich um ein Gegentor gebettelt hatten.

Fazit: Ein Ergebnis, das sich die Gäste weitgehend selbst zuzuschreiben hatten, weil sie in dem fair geführten Duell – hüben wie drüben gab es nur eine gelbe Karte – einerseits ihre Chancen versiebten, sich andererseits geradezu unglaubliche Abwehrfehler leisteten und – wie Co-Traienr Leo Molleker anmerkte, "einfach zu grün waren". Das sollte freilich nicht die Leistung der TVler schmälern, die schon eine ihrer stärksten Saisonleistungen ablieferten und die gegnerischen Schwächen ebenso clever wie schonungslos nutzten.

Stimmen zum Spiel:

Franz Seitz (Sportleiter TSV) "Wenn es sch... läuft, dann läuft es richtig sch..! Heute ist wirklich alles zusammengekommen. Unsere Mannschaft hat aber sehr fair gespielt und bis zuletzt versucht, den Ehrentreffer zu erzielen".

Ferdinand Pauli (Sportleiter TV): "Ich habe nach der Trennung von Trainer Viktor Stern eine Reaktion der Mannschaft gefordert und das hat sie zu 100 Prozent umgesetzt. Es war eine geschlossene, gute Leistung. Was die Jungs zeitweise in der 2. Halbzeit geliefert haben, war überragend. Da waren richtig schöne Kombinationen dabei, so wie wir uns das vorstellen".

"Mit Sepp Gsödl sind wir gut aufgestellt"Wie bereits aktuell in unserem Internetportal heimatsport.de berichtet, wurde Augenzeuge des klaren TV-Sieges jener Mann, der neuer Trainer der Kreisstädter wird: Sepp Gsödl. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff versammelte Sportleiter Ferdinand Pauli die Mannschaft im Mittelkreis und informierte sie über die Verpflichtung des 49-Jährigen, der zu Landesligazeiten schon das Freyunger Trikot trug und den TV vor elf Jahren schon einmal trainiert hat.

Zu den positiven Aspekten dieser Verpflichtung zählt laut Pauli, dass der Neue sowohl Umfeld wie Strukturen beim TV kennt. "Man hat gesehen, was er in Mauth bewegt hat und deshalb ist er bei uns in den Fokus gerückt. Mit Sepp Gsödl sind wir gut aufgestellt", so der Sportleiter, der versicherte, dass man dem neuen Coach, dessen bislang letzte Station der TSV Mauth gewesen war, Zeit geben werde, um vor allem die Mannschaft richtig kennenzulernen.

Der neue Coach selbst, der von den TV-Spielern mit großer Herzlichkeit begrüßt wurde, ließ keinen Zweifel daran, dass er sich nach seiner Auszeit auf diese neue Herausforderung freut. "Ich hoffe, dass ich rasch in meine Aufgabe hineineinwachse", sagte Sepp Gsödl, der sich überzeugt zeigt, dass "es ganz gut passt". Sein Ziel werde es sein, die Elf von Spiel zu Spiel immer wieder so vorzubereiten und einzustellen, dass sie die beste Leistung abrufen kann. Die offenkundige Vorfreude auf den neuen Trainer hofft er mit Erfolgen zurückzahlen zu können.

Sepp Gsödl tritt die Nachfolge von Viktor Stern an, von dem sich der TV nach eineinhalbjähriger Tätigkeit bei den Kreisstädtern in der vergangen Woche getrennt hatte, weil die Verantwortlichen mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden waren.