Grainet – Freyung 1:2

250 Zuschauer sahen ein phasenweise rassiges Nachbarderby mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten. Im ersten Abschnitt bestimmten die Kreisstädter das Geschehen; ihre frühe Führung durch Korbinian Tolksdorf resultierte aus einem krassen Abspielfehler von Schönberger (3.). Kurz vor der Pause Glück für die Hausherren, als SRin Kristina Hofbauer (Kläham) beim Einschreiten von TM Blab gegen Daniel König, der danach verletzt ausscheiden musste, nicht auf Elfmeter entschied. Die 2. Halbzeit stand ganz im Zeichen der Graineter, die nach dem bis dahin schönsten Angriff durch Christian Moser ausglichen (49.). Als alles mit einer Führung der jetzt chancenreichen Hausherren rechnete, kam der TV durch einen Kopfball von Tolksdorf nach Ecke zum Siegtor. Unter dem Strich wäre ein Remis wohl das gerechte Ergebnis gewesen.

Zwei Trainermeinungen – aber nur eine Wahrheit

1:2-Verlierer Grainet hätte sich ein Remis verdient gehabt – nicht mehr/Derby-Sieger Freyung nur am Rand einer Niederlage

Wenn die Trainer der beteiligten Mannschaften ein Spiel derart unterschiedlich interpretieren wie dies nach dem Freyunger 2:1-Derbysieg am Samstag in Grainet der Fall war, als jeder seine Elf im Vorteil sah, dann kann man wohl davon ausgehen, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt und ein Unentschieden gerecht gewesen wäre.

Jedenfalls zeigte sich Grainets Christian "Baus" Weber überzeugt, dass ein Sieg für seine Elf "hochverdient" gewesen wäre. Der "wirkliche" Sieger, TV-Coach Viktor Stern, kam auch zu dem Urteil "hochverdient", aber eben für die Kreisstädter. Fakt ist, dass die Freyunger im ersten Abschnitt klarerer Punktsieger waren und höher als mit 1:0 hätten führen können, die Graineter wiederum nach der Pause eindeutig die Szenerie beherrschten, aber ihre Möglichkeiten halt nicht nutzten, aus dem Nichts heraus das Gegentor zum 1:2-Endstand kassierten und bei hochkarätigen Konterchancen der Gäste in der Schlussphase sogar deutlicher hätten verlieren können.

Ein heftiger Regenschauer, der kurz vor dem Anpfiff über dem Graineter Kessel niederging, hatte womöglich eine größere Kulisse als die 250 Zuschauer verhindert. Und wer ein wenig zu spät kam, verpasste auch gleich das 0:1. Nach einem "Katastrophenpass" von Christian Schönberger aus dem eigenen Strafraum heraus ging Korbinian Tolksdorf dazwischen und überraschte TM Blab mit einem Flachschuss aus etwa 18 Metern. Die Hausherren – zu Ehren des in der vergangenen Woche verstorbenen langjährigen SV-Funktionärs Hans Grabmeier mit Trauerflor spielend – kamen nicht in die Gänge. Unmittelbar nach dem 0:1 konnte Patrick Eckmüller nur noch im letzten Moment abgeblockt werden.

Nachdem die Graineter Gäste-Keeper Martin Knödlseder einen "Kurzbesuch abgestattet" hatten (Christian Mosers Schuss wurde zur Ecke abgefälscht) ging es wieder in die andere Richtung, aber nach Königs tollem Solo konnte Eckmüller den nach innen gebrachten Ball nicht mehr kontrollieren. Wieder nur wenig später kam der Ball über Huber und Eckmüller zu Blumauer, nach dessen Schuss das Leder noch abgelenkt werden konnte. Und nach 20 Minuten eine erste knifflige Situation im SVG-Strafraum, als Eckmüller zu Fall kam. Zaghafte Freyunger Elfmeter-Reklamationen blieben wirkungslos.

Die nach dem Ausfall von Stefan Fürst und Markus Heinzl umgekrempelte TV-Abwehr (wieder mit dem Tobi Irlesberger, der nur ein Spiel hatte aussetzen müssen) war jederzeit Herr der Lage. Die einzige gefährliche Situation in dieser Phase beschwor Felix Wallstab heraus, der an der Mittellinie den Ball vertändelte und sich danach nur noch mit einem taktischen Foul zu helfen wusste, wofür es Gelb gab. Auf der Gegenseite fiel das Leder nach einer verunglückten Kopfballabwehr von Stefan Lenz genau vor die Füße von Daniel König, der sofort abzog, aber knapp drüber schoss (30.).

Daniel Königs Fairness doppelt "bestraft"Kurz vor der Halbzeit der Aufreger des Spiels: Nach einem weiten Ball war Daniel König auf und davon und legte den Ball an TM Marco Blab vorbei, der sich in den Laufweg des Freyungers stürzte. Anders als es viele Angreifer in solchen Situationen tun, fädelte König nicht ein und ließ sich auch nicht etwa fallen, sondern versuchte, sich auf den Beinen zu halten und den Ball noch zu erwischen. Doch dieses doppelt faire Verhalten des Freyungers wurde doppelt "bestraft": Zum einen gab SRin Kristina Hofbauer keinen Elfmeter, zum anderen verletzte sich König so schwer, dass er nicht nur ausgewechselt werden musste, sondern womöglich für den Rest der Saison ausfällt. Jedenfalls wurde gleich der Verdacht auf Bänderriss geäußert!

Zum Vergleich dazu: Als später Thomas Poxleitner auf identische Weise – allerdings im Mittelfeld – Christian Schnelzer attackierte (auch da kam es nur deshalb keinen Körperkontakt, weil der Graineter rechtzeitig abhob), gab es – sehr wohl berechtigt – Freistoß für den SVG und Gelb für den TVler! Dennoch: Abgesehen von der unterschiedlichen Beurteilung dieser beiden identischen Situationen bot die SRin eine gute Leistung.

Der zweite Abschnitt begann mit einer Schrecksekunde für die Gäste, weil Stefan Philipp mit einem Rückpass seinen TM in Bedrängnis brachte. Zwar blieb diese Aktion noch folgenlos, doch war sie für die Hausherren das Signal zum Sturmlauf. Nach dem schönsten Angriff im gesamten Spiel kam der Ball über Reichenberger und Stadler zu Moser, der überlegt einschoss – 1:1 (49.). Selbst der SR-Assistent sprach da anerkennend von "Tiki-Taka-Fußball"!

Wenig später führte Reichenberger einen Freistoß schnell aus, brachte damit Schnelzer in Schussposition, dem das Lederaber über den Schlappen rutschte. Vom TV kam jetzt kaum noch etwas; lediglich Huber, der nach einer Freistoßflanke knapp daneben köpfte, sorgte noch einmal halbwegs für Gefahr (58.).

Auf der Gegenseite zielte Haugeneder einmal vorbei und einmal drüber. Dann die größte SV-Chance überhaupt: Als Moser Reichenberger bediente, setzte der sich gegen St. Philipp durch, scheiterte aber am großartig reagierenden TM Knödlseder (73.). Spätestens da stand der spätere Sieger am Rand der Niederlage.

Die Graineter Führung schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, doch das 2:1 fiel auf der Gegenseite und – aus dem Nichts heraus. Nach Blumauer-Ecke köpfte Tolksdorf zur zu diesem Zeitpunkt völlig überraschenden Gästeführung ein (78.). Grainet warf nun alles nach vorn, aber aus bester Schussposition verfehlte Schnelzer den Kasten knapp. Auf der Gegenseite boten sich dem TV nun tolle Konterchancen. Nach Vorarbeit von Eckmüller stand Doppeltorschütze Tolksdorf völlig frei, verpasste aber das Tor und damit die endgültige Entscheidung. Noch einmal hatte der TVler das 1:3 auf dem Fuß, aber jetzt reagierte TM Blab gut.

Trainerstimmen zum Derby:

Christian Weber (SVG): "Aus meiner Sicht hätten wir das Spiel gewinnen müssen, weil wir nach der Pause Riesenchancen hatten. Wir waren da ganz klar die bessere Mannschaft und deshalb ist es besonders bitter, dass wir mit leeren Händen dastehen. In der ersten Halbzeit hatte Freyung auch nicht die ganz großen Chancen. Insgesamt war es ein schnelles und gutes Spiel. Meiner Mannschaft kann ich keinen Vorwurf machen; sie hat alles umgesetzt was wir uns vorgenommen hatten".

Viktor Stern (TV): "Das ist ein hochverdienter Sieg. Die wichtigste Szene gab es kurz vor der Pause, als es hundertprozentig Elfmeter für uns hätte geben müssen. Muss man denn einen richtig umhauen, bis es Strafstoß gibt? Durch die Verletzung von Daniel König mussten wir noch einmal umstellen. Verständlich, dass wir dadurch später phasenweise ins Schwimmen geraten sind. Andererseits hatten wir zum Schluss hochkarätige Konterchancen".